Depression und depressive Persönlichkeitsstörung
Hauptmerkmale des Persönlichkeitsstils sind „eine eher passive Grundhaltung, ein vertieftes Erleben eigener und fremder Gefühle, ein gedämpftes Erleben positiver Anreize und eine mehr kontemplative (…) als pragmatische Grundeinstellung.“ (Kuhl & Kazén, 1997, S. 18)
Depression ist gekennzeichnet durch „häufige Niedergeschlagenheit, Gefühle der eigenen Wertlosigkeit und Unzulänglichkeit sowie eine pessimistische Grundhaltung. Solche Menschen haben eine kritische Haltung sich selbst gegenüber, leiden oft unter Schuldgefühlen und sind nicht in der Lage positive Emotionen zu empfinden.“ (Kuhl & Kazén, 1997, S. 18)
Der passive bis depressive Persönlichkeitsstil ist gekennzeichnet durch Bestrafungssensibilität und Belohnungshemmung, sowie durch Hemmung des Extentionsgedächtnis und des selbstbezogenen intuitiven Verhaltenssteuerungssystems. Durch die niedrige Belohnungssensibilität kann selbstbezogenes Verhalten nicht gebahnt werden. Der gedämpfte Zugang zum Extentionsgedächtnis sorgt dafür, dass auch selbstbezogenes Erleben reduziert ist. Folgen sind Altruismus, Loyalität, moralische Verantwortlichkeit, aber auch Schuldgefühle und Entfremdung.
Die Zuordnung zu den Temperamentstypen erklärt die Universalität (weil Anreizunabhängigkeit und damit Objektfreiheit) der depressiven Störungssymptome. (vgl. Kuhl & Kazén, 1997, S. 71) Grundsätzlich weist dieser Stil viele Ähnlichkeiten mit dem loyal-abhängigen Stil auf, was aufgrund der ähnlichen Systemkonfiguration nicht weiter verwunderlich sein sollte.