Die differentielle Persönlichkeitspsychologie
Die Persönlichkeit eines Menschen drückt sich in charakteristischen Verhaltensweisen und Interaktionsmustern aus. Eine Störung der Persönlichkeit kann wegen ihrer individuellen Besonderheiten als ein von sozialen Regeln und Erwartungen abweichendes Handlungsmuster aufgefasst werden. Wenn die normale Funktionsweise der Kognitionen, der Emotionen und des Verhaltens beeinträchtigt sind und die betroffene Person darunter leidet, liegt eine psychische Störung bzw. eine Persönlichkeitsstörung vor.
Die Übergänge zwischen sozial akzeptierten und sozial nicht- akzeptierten Abweichungen sind fließend. Deshalb erfolgt die Diagnose von Persönlichkeitsstörungen unter persönlichen, zwischenmenschlichen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichkulturellen Aspekten.
In Persönlichkeitstheorien werden mehrere Systemebenen angesprochen. Im Zentrum stehen jeweils einzelne, spezielle Theorieansätze. Wie die Systemebenen mit persönlichkeitspsychologischen Theorien verknüpft sind, soll die folgende Übersicht verdeutlichen.
Persönlichkeit wird betrachtet unter dem Aspekt …
- Lernen: assoziativ, prozedural (Hull/ Skinner/ Bandura)
- Temperament: Erregung, Impulsivität (Eysenck/ Pavlov)
- Anreizmotivation: Lustorientierung (Freud/ Lewin)
- Autonomie vs. Regression : Unreife vs. Reife Persönlichkeit (Freud)
- Emotionen, Motive, Selbst: Anschluss – Erkenntnis, Macht – Leistung (Lewin, Murray, McClelland, Atkinson)
- Kognition: Denken – Fühlen, Empfinden – Intuieren
- Volition : Zielverfolgung, Selbstwahrnehmung, Selbstverwirklichung (Bem, Maslow, Rogers)
Jede Schule rückt eine andere Funktionsebene der Persönlichkeit in den Vordergrund und somit stellt diese Übersicht ein Fazit der wichtigsten Dimensionen wissenschaftlich unterscheidbarer Persönlichkeitsunterschiede dar.
Die Persönlichkeit und Persönlichkeitseigenschaften einer Person sind seine über die zeit stabilen und häufig wieder auftauchende charakteristische Verhatensweisen. (vgl. Fiedler 1998 S. 3). „Dabei sind jene spezifischen Eigenarten, die eine Person unverkennbar typisieren (…), wegen ihrer individuellen Besonderheiten immer zugleich von sozialen Regeln und Erwartungen mehr oder weniger abweichende Handlungsmuster“ (Fiedler 1998 S. 3).
Genau diese Abweichungen von sozialen Regeln und Erwartungen muss aber nicht nur negativ belegt sein, sie werden vielfach toleriert, finden aber auch eine positive soziale Resonanz, denn besondere kreative Begabungen und Talente zählen ebenfalls dazu. Damit ein solcher Zug als Persönlichkeitseigenschaft erkannt wird, muss er natürlich wiederholt in Erscheinung treten.