Persönlichkeitsdiagnostik und Persönlichkeitstests
Die Diagnose ist ein problematischer Aspekt der klinischen Psychologie. Da unterschiedliche Krankheiten auch unterschiedliche Behandlungen erfordern, sind diagnostische Verfahren und die Klassifikation von Krankheiten erforderlich. Beide Systeme, das DSM IV und das ICD 10 definieren PSK-Störungen als „…wiederholt beobachtbare, personentypische Interaktionseigenarten, die als unflexibel und sozial wenig angepasst gelten können“.
Die klassische Psychoanalyse ist Beispiel für eine enge Verbindung zwischen Theorie und Praxis. Seit einigen Jahrzehnten ging die Tendenz mehr in eine andere Richtung. Es entwickelten sich Ansätze, welche die Analyse von Ursachen weitgehend vernachlässigten und sich mehr an beobachtbarem Verhalten orientierten. Gleichzeitig veränderte sich die Persönlichkeitspsychologie in gegenläufige Richtung, weg von einer umfassenden Systemanalyse und hin zur Untersuchung von einzelnen Minikonstrukten.
Diese Entwicklung hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Persönlichkeitsforschung und Persönlichkeitstherapie sind in ihren Konzepten wieder offener füreinander geworden. (vgl. Kuhl 2001, S.987) Die alte Auffassung, eine Persönlichkeitsdiagnostik ist notwendigerweise mit der Zuschreibung fester Persönlichkeitsmerkmale verbunden, trifft auf die Entwicklungsorientierte Systemdiagnostik nicht zu. Bei der entwicklungsorientierten Systemdiagnostik geht es um Momentaufnahmen eines ganzheitlich betrachteten Systems einer Vielzahl von Einzelfunktionen, die normalerweise einem ständigen Wandel unterliegen.(vgl. Kuhl, 2001, S.1018)