Betrachtungsweise von Gruppen und Funktion der Gruppendiagnose
Gruppen aus drei verschiedenen Sichtweisen erfasst werden. So wird in der Soziologie die Funktion der Gruppe innerhalb der Gesellschaft oder sozialer Institutionen betrachtet, das Individuum an sich spielt nur eine untergeordnete oder gar keine Rolle. In der psychologischen Perspektive findet die Gruppe auf dem Hintergrund der einzelnen Gruppenmitglieder Beachtung. Wie zum Beispiel im Konformitätsexperiment von Asch. Vertreter der dritten Sichtweise sind zum Beispiel Lewin und Moreno. Sie gehen von einer systemischen Betrachtungsweise aus, wo die Dynamik der Gruppe im Blickpunkt steht. Die Gruppe wird als Ganzes betrachtet.
Gruppendiagnoseinstrumente „(…) sollen offen legen, was beim einfachen Betrachten einer Gruppe oder beim Anhören einer Gruppendiskussion nicht mit „bloßem Auge“ erkennbar ist“ (Brauner 1998, S. 176), wie unter anderem bestimmte Muster, die sich durch das vielfache Zusammensein der Gruppenmitglieder herausgebildet haben. Um es mit anderen Worten zu sagen, mit den Gruppendiagnoseinstrumenten werden Gruppenstrukturen und -Prozesse erforscht bzw. offengelegt. In Unternehmen kann das Ziel der Diagnose zum Beispiel sein, für den Arbeitsprozess ungünstige Entwicklungen in Teams aufzudecken und daraufhin entsprechende Trainings mit der Gruppe durchzuführen. Brauner weist aber daraufhin, dass die Diagnosemethoden nicht mit gruppendynamischen Interventionen, Trainings oder der Organisationsentwicklung verwechselt werden dürfen. Da aber ein Feedback über die Resultate von Untersuchungen reaktive, also rückwirkende, Effekte hat, wird es durchaus Veränderungen in den Gruppenprozessen und -Strukturen geben und kann damit als Intervention gesehen werden.
Watzlawick et al fassen jede Kommunikation als Verhalten auf, das einen Inhalts- und Beziehungsaspekt beinhaltet, sei es verbal, nonverbal, gesprochen oder schriftlich. Da Verhalten beobachtbar ist, gilt das entsprechend auch für die Kommunikation. In Bezug zum zweiten Axiom, mit der Verhaltenbeobachtung sind auch die Beziehungsdefinitionen und der Inhalt der Kommunikation erfassbar. Laut der Systemtheorie, ist die Beziehung zwischen den Elementen (Kommunikanten/ Gruppenmitgliedern) eine Voraussetzung für die Existenz von Systemen, übertragen also eine Voraussetzung von Gruppen. So wird insbesondere durch die kommunizierten Beziehungsdefinitionen, die Struktur der Gruppe erkennbar. Durch Untersuchungen über einen längeren Zeitraum lassen sich die Entwicklungen/ Veränderungen der Gruppe erfassen.
Von dem gerade erläuterten Punkt ausgehend, ist daher die Erforschung der Kommunikation in der Gruppe eine geeignete Grundlage zur Untersuchung von Gruppenkonstellationen und darin ablaufender Prozesse.
Die beiden Aspekte werden ergänzt, durch einen dritten Aspekt, der Funktion der geäußerten Rede bzw. der Frage. Also das, was mit einer Mitteilung bezweckt wird.
Für psychologische Untersuchungen allgemein stehen uns eine Menge Methoden zur Verfügung, wie verschiedenste Beobachtungsverfahren, Interviewleitfäden bzw. Fragebögen, psychologische Experimente. Auch sogenannte Gruppen-Tests tauchen immer wieder in der Literatur auf. Welche Methode für die Untersuchung der Gruppe eingesetzt wird, hängt davon ab, was (und wie umfassend) über die Gruppe erforschen werden soll, welche finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, sowie welche zeitliche Ressourcen vorhanden sind.