Die Bindungstheorie und John Bowlby
Die Bindungstheorie wurde durch den britischen Psychiater John C. Bowlby theoretisch begründet und in langjähriger Zusammenarbeit mit der Kanadierin Mary S. Ainsworth empirisch erhärtet. John C. Bowlby wurde am 26. Februar 1907 in London geboren. Er stellte erstmals das Prinzip der Bindung in das Zentrum einer psychologischen Theorie. Mary Ainsworth wurde im Dezember 1913 in Glendale (Ohio) geboren und wuchs in einem bürgerlichen Elternhaus auf. In langjähriger Zusammenarbeit mit Bowlby festigte die Forscherin ihre theoretischen Überlegungen empirisch. In natürlicher Umgebung beobachtete sie Mütter mit ihren Kindern, um die Interaktion zwischen beiden zu erfassen.
Die Bindungstheorie versucht, ein im sozialen Umfeld beobachtbares und innerhalb gewisser Grenzen auch messbares Verhalten zugleich aus ethologischer (also verhaltensbiologischer) und aus psychologischer Sicht zu erklären. Die Bindungstheorie besitzt Berührungspunkte mit der Psychoanalyse, mit der sie die Auffassung teilt, dass frühkindliche Erlebnisse ein Schlüssel zur Erklärung der gesamten weiteren Entwicklung eines Menschen sind.
Die Entwicklung einer sicheren Bindung zwischen einem Kleinkind und dessen primärer Bezugsperson in der Kindheit, ist die Grundlage für die Fähigkeit, stabile und intime soziale Beziehungen im Erwachsenenalter aufrecht zu erhalten. Soziale Entwicklung nimmt ihren Anfang damit, dass sich zwischen dem Kind und seiner Mutter (oder einer anderen Bezugsperson) eine starke emotionale Beziehung entfaltet.