Bindungsverhalten in der frühen Kindheit
Alle Kinder entwickeln im ersten Lebensjahr eine/mehrere enge Bindung/en zu nahestehenden Personen. Es gibt eine angeborene Disposition, Bindungen einzugehen. Bindung und Bindungsbedürfnis sind unabhängig
von der Qualität der Beziehung. Bindung resultiert aus Erfahrungen mit Bezugspersonen und ist das Ergebnis von Interaktionserfahrungen.
Bindungsverhalten ist angeboren. Es gewährleistet dem Kleinkind in gefährlichen Situationen Schutz durch vertraute Erwachsene und ist damit wichtig für sein Überleben. Die Pflegeperson bietet als zuverlässige Bindungsperson in Gefahrensituation eine „sichere Basis“ (haven of safety), wenn sie kompetent auf die Bedürfnisse ihres Kindes eingehen kann.
Der menschliche Säugling erwartet im Falle einer Bedrohung von ihr Schutz und Hilfe. Aber neben dem Bindungsverhalten bestehen eine Reihe weiterer Verhaltensweisen. Sie treten wechselweise zum Bindungsverhalten auf und kommen zum Vorschein, wenn sich die Kinder sicher fühlen.
Bowlby nannte dieses Verhalten Explorationsverhalten. Damit bezeichnete er das neugierige Erforschen und Auskundschaften der Umgebung. Kinder suchen immer dann die mütterliche Nähe, wenn sie Kummer, Unsicherheit, Krankheit, Müdigkeit oder eine Einschränkung in der Verfügbarkeit der Bezugsperson spüren. Fühlen sie sich hingegen zufrieden und können sich der Zuneigung ihrer Mutter sicher sein, so bewegen sie sich von ihr weg und erkunden ihre Umgebung. Nachweisbar ist diese Erkenntnis im Fremde-Situation-Test.