Das kranke Kind
Wenn ein Kind krank wird, so passiert dies meist im sozialen Umfeld der Familie, die dann darauf reagiert, wodurch das Kind mit ihnen spezifische Erfahrungen erlebt. Das kranke Kind verlangt unverzüglich nach der kontinuierlichen Zuwendung seiner Mutter oder seines Vaters ohne darauf zu achten, ob seine Bedürfnisse angemessen oder realistisch sind.
Dabei ist dem Kind völlig unklar, welche gesellschaftlichen Verpflichtungen die Mutter oder Vater zu erfüllen haben. Mit den Erfahrungen der Zuneigung und Vergünstigungen die mit dem Kranksein einhergehen, kann es unter Umständen passieren, das psychosomatische Krankheiten bei manchen Kindern auftreten, um mehr Zuwendung von den Eltern zu bekommen. Basiert jedoch die Eltern-Kind Bindung auf einer stabilen Beziehung, bei der das Kind genügend Liebe, Zeit und Verständnis erhält, zieht das Kind keinen zusätzlichen Nutzen aus der Krankheit.
Nicht zu letzt ist Kranksein eine unangenehme Erfahrung bei der die Kräfte des Kindes schwinden und sie dadurch passiv, ruhig und liebes- bzw. zuwendungsbedürftig werden. Dabei verlässt sich das Kind auf die Eltern und vertraut ihnen, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen. Die Kinder erfahren Veränderungen im Verhalten ihrer Umwelt und besonders im Verhalten der Eltern, wenn es sich um eine folgenreichere Erkrankung handelt.
Dieses Vertrauen muss gerade dann vorhanden sein, wenn das Kind ins Krankenhaus muss, somit von der Familie, sonstigen Freunden und der Schulklasse getrennt wird und ein Gefühl der sozialen Vereinsamung aufkommt. Ängste vor Verlust der Gruppenidentität, verlorener Anschluss an den Lernstoff und der kranke Körper, wodurch sich das Kind nur schwer mit gesunden Kindern identifizieren kann, führen möglicherweise zu einem Gefühl des „Anders-Sein“.