Dissoziale Persönlichkeitsstörung und Symptome
Schon seit dem 19. Jahrhundert beschäftigen sich Psychologen unterschiedlicher Herkunft mit der Thematik der Antisozialen Persönlichkeitsstörung. Dabei versuchten sie eine möglichst treffende Beschreibung zu finden.
Pinel (FR 1809) sah als Kennzeichen eine beeinträchtigte Affektivität sowie die Neigung zu spontanen und impulsiven Handlungen. Rush (USA 1812) fügte das Nicht-Vorhandensein eines Moralempfindes (Entfremdung), Verwahrlosung, Aggressivität, mangelnde Rücksichtnahme anderen gegenüber hinzu. (vgl. Fiedler 1997 S. 191) All diese Arbeiten bildeten die Basis für eine Vielzahl von konzeptuellen Ausarbeitungen zur persönlichkeitsbedingten sozialen Devianz.
Schließlich entstanden verschiedene „Checklisten“. ICD-10 nennt die im Folgenden beschriebene Störung dissozial während antisozial bei der DSM-Diagnostik benutzt wird. Ausgangsbasis für die später folgende Merkmalsausarbeitung für DSM-II bildeten die 16 Kriterien Cleckleys (Cleckley 1941, zitiert nach Fiedler 1997 S. 191), die Diagnosemerkmale von „oberflächlichem Charme und durchschnittlicher bis überdurchschnittlicher Intelligenz“ über „keine Wahnvorstellungen oder andere Anzeichen irrationalen Denkens“ bis hin zu „weder Angst noch andere neurotische Symptome; auffallende Gelassenheit, ruhe und Wortgewandtheit“ (Fiedler 1997, S. 191) beinhalteten.
Gerade der Wunsch, antisoziales Verhalten von Kriminalität unterscheidbar zu machen, verursachte ein Suchen nach den angemessenen Formulierungen und Merkmalskriterien. Die Komorbidität mit andern Persönlichkeitsstörungen ist beträchtlich, was aber auf die immer noch lückenhaften Diagnose-Möglichkeiten zurückgeführt wird. Eine besondere Bedeutung spielt jedoch der Zusammenhang zwischen der dissozialen Persönlichkeitsstörung und Alkoholmißbrauch bzw. Drogenmißbrauch (vgl. Fiedler 1997, S.201).