Konformität in sozialen Gruppen
Konformität wird häufig als Oberbegriff von Gehorsam verwendet. Unter Konformität versteht er „Verhalten, das sich an einer Gruppenmeinung ausrichtet“ (König 1996, S. 69). Dort steht der einzelne einer diffusen Mehrheit gegenüber. Diese Prozesse sind als Anpassung an durch Gruppenmehrheit repräsentierte Normen und Werte zu charakterisieren.
Konformität wird davon beeinflusst, inwieweit eine Front gegen einzelne erreichbar ist. Wird die Vereinzelung durchbrochen, ist die Selbstverständlichkeit der Norm als Basis des Konformitätsdrucks angezweifelt. Es kommt zu Solidarisierungseffekten und im weiteren Verlauf zu Subgruppenbildungen. Ist ein Gruppenmitglied „Experte“ bei einer Aufgabe, passen sich die anderen ihm mit großer Wahrscheinlichkeit an. Taucht ein zweiter „Experte“ auf, kann der Anpassungsprozess in eine Konkurrenzsituation übergehen. Die Unterstützung eines Außenseiters durch ein einzelnes Gruppenmitglied kann umgekehrt die Wirksamkeit des Konformitätsdrucks der Gruppe stark vermindern.
„Bedingungen für Konformität bezeichnen immer gleichzeitig die Möglichkeit ihrer Auflösung“ (König 1996, S. 74). Jede Distanzierung von der aktuellen Situation wird die Wirksamkeit des Drucks verringern. Die Möglichkeit zu nonkonformem Verhalten liegt dem Entwicklungspotential einer Gruppe zugrunde. Abweichendes muss mit allen ausgehandelt werden (Neues ist immer Abweichendes), zugleich muss Kontinuität bewahrt werden („maßgeblich durch Konformität geschaffen bzw. aufrechterhalten“ König 1996, S. 74). Abweichung kann zum einen kreativ, aber auch destruktiv wirken.
Ein hohes Selbstwertgefühl und eine gefestigte Stellung in der Gruppe des einzelnen wird Möglichkeit zu nonkonformem Verhalten verstärken. Die Position des Nonkonformisten ähnelt hier einer Führungsposition. Die Bedingungen zur Unabhängigkeit sind somit als Resultat der gesamten Machtkonstellation anzusehen.