Kritik an der klassischen Testtheorie
Grundsätzlich handelt es sich bei Axiomen der Klassischen Testtheorie um Festsetzungen bzw. Definitionen und nicht um empirische Tatsachen. Ob sich „wahrer Wert“ und Fehlerwert tatsächlich „in Wirklichkeit“ additiv verknüpfen, ist nicht beweisbar. Als weiteren Kritikpunkt, laut Grubitzsch (1991), wird der klassischen Theorie angelastet, dass ihre Axiome unrealistisch seien.
Dennoch – und dies belegen die zahlreichen Tests – scheint sich die Axiomatik in der Praxis zu bewähren (in Bortz & Döring 1995, S 180). Aufgrund diverser vorliegender Befunde über die Veränderung von Leistungs- und Persönlichkeitsmerkmalen sowohl in der Kindheit bzw. Jugend als auch im Alter, nimmt man an, dass die intraindividuelle Invarianz nur bei kurzen Zeiträumen und nur für bestimmte Merkmalsbereiche vertretbar ist.
Als Qualitätskriterium setzt die klassische Testtheorie mindestens Intervall- Skalen- Niveau voraus. Die nach den Prinzipien der Klassischen Testtheorie entwickelten Verfahren haben sich mehr oder weniger gut bewährt, d.h. die Tests erlauben die differenzierte und objektive sowie reliable Beschreibung von intra- und interindividuellen Unterschieden (vgl. Amelang & Zielinski 2002, S. 66).