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Psychologie der Rituale

Psycholgen verstehen das Ritual als stereotypes, starres Verhalten, eine feste Abfolge von Handlungsschritten, die meist an bestimmte Anlässe (z. B. Ritual des Kindes vor dem Schlafengehen) gebunden ist, aber auch als ein vom Situationsbezug losgelöster Mechanismus auftreten kann.

Vom psychoanalytischen Ansatz her sind Rituale als Abwehrvorgänge zu verstehen. Sie tauchen in der Regel in Situationen auf, die mit heftigen Gefühlen einhergehen, sie führen zu einem gelenkten und oft nur symbolisch zugelassenen Ausdruck der Gefühle und dienen damit ihrer Unterdrückung wie auch ihrem Ausdruck. In ihnen können die durch innere Konflikte hervorgerufenen Phantasien und Affekte eingelagert werden (siehe auch ERICKSON), andererseits können sie gerade über karthartische Symbolhandlungen die Affekte frei setzen (Heilrituale, Reinigungsrituale, Abschiedsrituale).

Nach Bobby C. Alexander ist ein Ritual geplante oder improvisierte Performance, die eine Überleitung des alltäglichen Lebens in einen alternativen Zusammenhang, in dem der Alltag transformiert wird, bewirkt. Hier kommt sowohl das dramatische Element, das Aktivsein von Ausführenden und Zuschauern, als auch der dynamische Aspekt der Umwandlung zum Ausdruck. Gleichzeitig wird außerdem deutlich, dass Rituale im Alltag begründet sind, also von der jeweiligen Kultur und Gesellschaftsordnung geprägt sind.

Dieser Definition folgend kann man bestimmte immer wiederkehrende Darstellung -und Interaktionsstile von Menschen und Gruppen auch als Rituale bezeichnen. (siehe Goffman) Mit Darstellung ist hier das Gesamtverhaltens eines Einzelnen gemeint, das er in Gegenwart einer bestimmten Gruppe von Zuschauern zeigt und das Einfluss auf diese Zuschauer hat. Hierzu zählen Amtabzeichen oder Rangmerkmale, Kleidung, Geschlecht, Alter, Rasse, Größe, physische Erscheinung, Haltung, Sprechweise, Gesichtsausdruck, Gestik und dergleichen. Diese Darstellungsformen signalisieren nicht nur Kon¬sumgewohnheiten, sondern auch die Zugehörigkeit zu kollekti¬ven Lebens- und Werthaltungen. Individuelle Darstellungsformen als Ele¬mente und Instrumente der Orientierung transformieren also Alltag und Werthaltungen von Menschen in eine äußere Form.

Zusammenfassend kann man sagen, das Rituale sich durch verschiedene Merkmale auszeichenen z.B. performative Elemente, Dynamik und Formalisierung, den transzendentalen Aspekt und ihre kulturelle Spezifität. Aus der Darstellung der unterschiedlichen Ritual-Definitionen wird die Schwierigkeit ersichtlich, klare Abgrenzungen vorzunehmen. Auffällig ist dabei aber die Tatsache, dass der ursprünglich religiöse oder kultische Bezug, auf den im etymologischen Wörterbuch, im Duden sowie in Rudimenten auch in der Real – Encyklopädie von 1867 hingewiesen wird, mittlerweile ganz verschwunden ist.

Geschrieben am 25.02.2009 in
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