Veränderung der Mutter-Kind-Beziehung nach Trennung o. Scheidung
Trennung/Scheidung ist ein komplexer, ganzheitlicher Prozeß, der auf sehr unterschiedlichen Ebenen abläuft. Sie stellt im Familiensystem ein tief einschneidendes Ereignis dar. Beziehungen werden qualitativ verändert. Sie werden zwar nicht gelöst, aber strukturieren sich um.
Die erste Zeit nach der Trennung/Scheidung ist eine Phase des Ungleichgewichts und der Desorganisation. Es bestehen seelische Belastungen bei allen Familienmitgliedern. Es ergeben sich eine Vielzahl von Problemen, wie beispielsweise finanzieller Art, ungenügende soziale Unterstützung oder Auseinandersetzungen zwischen den Ex-Partnern.
Im Hinblick auf die Mutter-Kind-Dyade ist die Mutter durch die veränderte Situation stark beansprucht. Sie hat wenig Zeit und Raum für emotionale Zuwendung. Sie gibt dem Kind weniger erzieherischen Halt, sie hat Schwierigkeiten mit Disziplinierungsmaßnahmen aus Angst, zu streng zu sein. Dies führt zu einer gravierenden Verunsicherung des Kindes.
Hierdurch ist die Beziehung zwischen Mutter und Kind stark belastet. Es kommt zu neuen Interaktionsmustern. Von der Veränderung der Beziehung zur Mutter hängt ab, wie das Kind Trennung/Scheidung verarbeitet und welchen Verlauf seine weitere Entwicklung nimmt. Nicht nur für das Kind ist eine positive Beziehung zur Mutter sehr wichtig; vielmehr steht das Wohlergehen beider in einer zirkulären Beziehung zueinander.