Eigengesetzlichkeit von Beziehungen
Ein Aspekt für die Eigengesetzlichkeit von Beziehungen lässt sich durch die Tatsache des Hemisphärenunterschiedes erklären. Die linke Hemisphäre ist für die Übersetzung der wahrgenommenen Umwelt in logische, semantische und phonetische Repräsentationen und für die Kommunikation mit der Wirklichkeit, auf der Grundlage dieser logisch – analytischen Aufschlüsselung der Welt, zuständig. Sie ist die dominante, verbale Hemisphäre. (verbale Äußerung der Mutter: „Du mußt doch nicht so leicht verlegen werden.“
Die rechte Hemisphäre ist für die Gestaltwahrnehmung zuständig und bietet ein geschlossenes Weltbild. Sie ist zeitlos und beinhaltet linear geordnete Assoziationen. Aufgrund dessen spricht sie besonders auf Bilder und Analogien an. (non-verbale Äußerung à“..nahm er sie in den Arm, woraufhin sie erstarrte.”)
„Daraus ergibt sich ferner, daß jeder Versuch der Beeinflussung einer der beiden Hemisphären sich ihrer spezifischen Sprache bedienen muß, damit das Signal bzw. die Kommunikation auch dorthin vordringt.“ (P. Watzlawick, „Die Möglichkeit des Anderssein“, S.31 zitiert nach Marc und Picard „Bateson, Watzlawick und die Schule von Palo Alto“ 2000, S. 150)
Was hat das nun für eine Bedeutung für Beziehungen und deren Eigengesetzlichkeit? Im Idealfall arbeiten beide Gehirnhälfte zusammen ob bei dem Erleben einer Situation oder während einer Kommunikation. In diesem Fall dominiert je eine Hälfte, kommuniziert allerdings mit der anderen. Wenn nun aber in einer kritischen Situation, wie in Situationen der gestörten Kommunikation, die beiden Hälften getrennt arbeiten und nicht miteinander kommunizieren, kommt es zu widersprüchlichen Reaktionen, was im Beispiel deutlich werden konnte. Um in Beziehungen erfolgreich miteinander kommunizieren zu können, ist es daher von Bedeutung, dass den Partnern der Hemisphärenunterschied bewußt ist. Wenn nämlich beim einen die linke, beim andern die rechte Hälfte dominant ist, kann allein dies einen kommunikativen Prozess erschweren. Eine Sensibilisierung ist daher von Vorteil, um den Partner in seiner „Sprache“ anzusprechen oder die „Sprache“ des anderen zu verstehen.
Prof. Dr. med Jürg Willi (1934) ist Leiter der Psychotherapiestation der Psychiatrischen Universitäts-Poliklinik im Universitätsspital Zürich beschreibt in seinem Buch „Die Zweierbeziehung“ Spannungsursachen, Störungsmuster u.a., die in einer Ehe oftmals auftreten. Vier Grundmuster sind dabei zu erkennen, die das Zusammenspiel der Partner unbewußt steuern.
Wie kommt es zu diesen Grundmustern? Willi geht davon aus, daß sie aus unbewältigten Schwierigkeiten in der Kindheit resultieren können. In diesem Fall steigern sich die Partner in diese phasentypischen Konflikte, statt sich in der Beziehung zu entwickeln und reifen. Die Themen dieser Konflikte decken sich mit den Themen der frühkindlichen Entwicklungsstufen.
Wenn das Kind nicht gelernt hat, für diese Themen Lösungen zu finden bleiben diese Beziehungskonflikte mit Angst, Scham und Schuldgefühlen verbunden. Die Ehepartner erhoffen sich in der Ehe die Erlösung von diesen Schwierigkeiten, werden aber enttäuscht, da sie von eben jenen im Kontakt mit dem Partner eingeholt werden. Aus dieser Enttäuschung kann dann die Regression des Paares auf rein emotionales Agieren der sie beunruhigenden Thematik resultieren.
Ergebnis: Alle psychischen Energien werden nun für den Austrag der Thematik aufgebracht, das Zusammenleben engt sich auf Thematik ein, das Paar ist kaum mehr funktionsfähig, so daß auch keine Entwicklung stattfindet. (vgl. Jürg Willi (1975) Die Zweierbeziehung, S. 62 ff.)