Exzessives Schreien bei Babys
In Abgrenzung vom normalen Schreien wird das exzessive Schreien der Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten als „anfallsartige, unstillbare Schrei- und Unruheepisoden“ (Dt. Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie 2003) beschrieben, die ohne feststellbaren Grund auftreten und die Schlaf-Wach-Regulation, Regulation der Nahrungsaufnahme sowie die Selbstregulation beeinträchtigen. Exzessives Schreien drückt sich einerseits als ein phasentypisches Verhaltensproblem des Säuglings und andererseits in dysfunktionalen Interaktionsmustern aus.
Die so genannte Dreier-Regel wird als Definition allgemein akzeptiert und legt fest ab wann vom exzessiven Schreien gesprochen werden kann. Wenn Säuglinge mehr als drei Stunden am Tag, mehr als drei Tage in der Woche und seit den letzten drei Wochen schreien und nörgeln, wird vom unstillbaren Schreien ausgegangen. Nach Wolke sind insgesamt 9-26% der Säuglinge in den ersten zwei Lebensmonaten von diesem Symptom der Regulationsstörung betroffen. Bei 5-10% kann sogar von einer schweren Form des exzessiven Schreiens gesprochen werden.
Der Beginn des unstillbaren Schreiens liegt meist in der 2. Lebenswoche, nimmt „an Intensität und Häufigkeit bis zur ca. 6. Lebenswoche“ (Dt. Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie 2003) zu und entwickelt sich normalerweise weitgehend bis zum 3. Lebensmonat zurück. Wenn sich das exzessive Schreien nicht während der ersten drei Lebensmonate zurückentwickelt und über darüber hinaus anhaltend bestehen bleibt, wird von dem persistierenden exzessiven Schreien gesprochen, dass die Entwicklung dauerhafter Verhaltensstörungen begünstigen kann.
Im Zusammenhang mit dem unstillbaren Schreien treten in 40 bis 50% aller Kinder zusätzlich Schlaf- und Fütterprobleme auf. Neben der objektiven Definition dieser klinischen Störung, spielen weiterhin subjektive elterliche Belastungsempfindungen und Wahrnehmungen eine wichtige Rolle inwieweit im Einzelnen vom unstillbaren Schreien gesprochen werden kann. Im Normalfall können auftretende Belastungen und Probleme, die auf den Säugling, die Eltern und damit verbunden auf die Beziehung einwirken durch das Eltern-Kind-Beziehungssystem kompensiert werden.