Normales Schreien bei Babys und Kleinkindern
Das kindliche Schreien wird zu den alltäglichen, normalen und überlebenswichtigen Verhaltenszuständen der Säuglinge gezählt. Es Der Säugling versucht durch den Signalwirkungscharakter des Schreiens Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und erwartet von der Bezugsperson eine prompte und angemessene Befriedigung seiner Bedürfnisse.
Im Normalfall löst das Schreien der Säuglinge bei der Bezugsperson physiologische Reaktionen und Fürsorgeverhaltensweisen aus und sichert auf diese Weise das Überleben und damit verbunden den Bestand der Art.
Mit dem Schreien macht der Säugling auf sein Kontaktbedürfnis, Unwohlsein, Hunger, Müdigkeit, Schmerzen oder Langeweile aufmerksam und bedient sich zwischen dem 3. und 8. Monat des Schreiens um zunehmend differenzierte Gefühle, wie Angst, Protest oder Panik zu kommunizieren. Die normale Entwicklung des Schreiens verläuft vom unspezifischen und unwillkürlichen Mehrzweckverhalten zum instrumentellen Schreien hin zum intentionalen Schreien. Die Eltern richten ihr Verhalten nach der Intensität des Schreiens und bereits gesammelten Erfahrungen mit dem Säugling.
Am Anfang kennt das Kind nicht die Reaktionen der Umwelt auf sein Schreien und erlernt durch die entgegengebrachten Verhaltensweisen sein Schreien zu instrumentalisieren bzw. zielgerichtet zu nutzen und schließlich zu differenzieren. Der Säugling hat mit der Zeit gelernt seine erlebten Erfahrungen mit den Reaktionen der Umgebung auf sein Schreien in das eigene Verhalten zu integrieren.
Das Schreien gehört zu den primären biologischen Bedürfnissen des Menschen im Säuglingsalter und wird von Wolke (1999, S. 362) als erste Kommunikationsform angesehen, mit dem Ziel, erhöhte Nähe zu den Bezugspersonen zu schaffen. Neben dem Schreien stehen dem Säugling weitere Kommunikationsformen zur Verfügung, wie beispielsweise seine Mimik oder Gestik. Die typische Schreidauer bei Säuglingen beträgt ungefähr 1,75 Stunden pro Tag und steigt in den ersten sechs Lebenswochen an bis zu 2,5 Stunden.
Wolke (1999, S. 352) geht davon aus, dass 40 % aller Säuglinge in den ersten drei Lebensmonaten meistens zwischen 16.00 und 23.00 Uhr schreien.
Damit die Existenz, sowie die emotionale, soziale und physiologische Entwicklung des Säuglings positiv und entwicklungsfördernd gewährleistet werden kann, muss die Bezugsperson auf die Bedürfnisse und Signale angemessen, unverzüglich und direkt reagieren. Dieses Fürsorgeverhalten der Eltern ist sozial durch Sozialisationsmechanismen erlernt und nicht biologisch vererbt. Nach einiger Zeit ist es den Eltern möglich, auf Grund gesammelter Erfahrungen, das Schreien in seinen möglichen Variationen und Formen durch Intensität und Dauer zu differenzieren.