Borderline Syndrom und Persönlichkeitsstörung
Ein genaues Konzept für die Borderline Persönlichkeisstörung wurde notwendig, da ihre Symptome stark denen der Schizophrenie ähnelte. 1938 führte Stern zuerst den Begriff Borderline ein. Damals stand der Begriff für das Phänomen zwischen Neurose und Psychose. Nachdem sich wieder einmal die Psychologie um eine immer akkuratere Definition kümmerte, gibt es jetzt Merkmalslisten in DSM-IV und ICD-10. (vgl. Fiedler 1997, S. 217)
Joachim Gneist erwähnt in seinem Buch: „Wenn Haß und Liebe sich umarmen“, daß die Borderline-PSK-Störung die dritt größte Gruppe offiziell psychisch Kranker darstellt. (Nach Süchtigen und Depressiven). Außerdem seine 30% aller Therapie-suchenden Borderliner. Er sieht als Lebensthema der Borderliner den Umgang mit vorhandenen bzw. nicht vorhandenen Grenzen, sowie die vielfältige und widersprüchliche Wahrnehmung von sich und anderen. Borderliner litten unter der Schwierigkeit sich verständlich zu machen seien aber stets körperlich gesund, so daß sie zu den unauffälligen Kranken gehören.
Borderliner fallen durch unbequemes Denken, sprunghaftes Handeln herausfordernde Gefühlsäußerungen auf. Die Tatsache, daß Borderliner Schwierigkeiten mit Grenzen haben, fällt die Therapie auch sehr oft sehr schwer. So muß der Therapeut auf seine Grenzen achten, da sie permanent vom Patienten bedroht werden, darf aber auch nicht zu schnell „in“ den Patienten sehen wollen. (vgl. Gneist 1995) „Wer mit ihnen zusammen ihrer Verzweiflung auf die Spur kommen will, muß mit ihnen durch die Hölle der Verlassenheit waten, sich auf einen Sturm der Wut einlassen und kann auch nach dem Bestehen abgrundtiefer nicht unbedingt mit festem Boden rechnen.“ (Gneist 1995, S. 13)
Die von Borderline betroffenen Menschen bilden eine sehr heterogene Gruppe, so dass eine exakte und gleichzeitig umfassende Definition des Begriffs Borderline äußerst schwierig ist. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass sich eine Borderline Persönlichkeitsstörung prinzipiell mit allen Charakterstrukturen verbinden kann. Außerdem ist gerade die Instabilität ein entscheidendes Merkmal für Borderline. Wenn sich also schon bei einem einzelnen Menschen die Symptomatik häufig ändern kann, wird es auch große Unterschiede zwischen zwei Borderline-Patienten geben.
Allgemein lässt sich über Borderline folgendes sagen: Die Störung hat ihren Ursprung häufig in traumatischen Erfahrungen in der frühen Kindheit und tritt dann meistens zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr zutage. Kennzeichnend ist die Unfähigkeit, widersprüchliche Aspekte der eigenen Person und anderer Menschen zu integrieren. In Beziehungen idealisieren Borderline-Patienten anfangs deshalb oft ihre PartnerInnen, um sie später ebenso extrem abzuwerten – ein Muster, das sich auch in der therapeutischen Beziehung zeigt. Menschen mit Borderline verletzen sich oft selbst, besonders wenn sie sich innerlich leer fühlen oder befürchten, von jemandem verlassen zu werden.
Ein wesentliches Kennzeichen der Borderline Persönlichkeitsstörung ist – wie schon mehrfach erwähnt – Instabilität, zum Beispiel von Symptomen oder Gefühlen. Eine Borderline-Störung sollte daher nur nach einer mindestens zweimonatigen Verlaufsbeobachtung diagnostiziert werden. Die diagnostischen Kriterien für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung in den beiden Klassifikationssystemen ICD und DSM haben sich im Lauf der Zeit immer mehr aneinander angenähert. Zwischen den neuesten Ausgaben (ICD-10 und DSM-IV) sind daher mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede festzustellen.